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Interview

TOM SEARS : Tierisch talentiert!

Von Sven Fortmann

Obwohl rund acht Milliarden Exemplare von uns die Erde bevölkern, gibt es dankenswerterweise vieles, was uns Menschen unabhängig vom demografischen Profil, ethnischer Zugehörigkeit undundund eint - und eines davon ist das Wissen darüber, dass die Uhr für unseren Planeten längst fünf vor zwölf geschlagen hat. Das Dilemma jedoch ist, dass nur die wenigsten darauf adäquat reagieren, was vielleicht mit der Tatsache zusammenhängt, dass sich unsere Gehirne nicht wesentlich verändert haben, seit wir eines Tages beschlossen hatten, in kleineren Gruppen Höhlen unser zu Hause zu nennen. Oder wie es die Brüder Tom und Rob Sears in ihrem fabelhaften Buch „Unser gigantischer Fußabdruck“ beschreiben: “Wir sind einfach nicht dafür gemacht, uns einen Reim auf riesige Zahlen zu machen. Deshalb fällt es uns schwer, das wahre Ausmaß unserer Spezies zu verstehen.“

Glücklicherweise erfanden die beiden Briten eine Knautsch-Maschine (“Let’s Knautsch!“), die aus der gesamten Weltbevölkerung einen einzigen etwa 3 km großen und 390 Tonnen schweren Mega-Mensch knetet. Mit Hilfe dieses Giganten werden nun die Bedeutung unseres Handelns und das Ausmaß der daraus resultierenden Probleme für den Planeten anschaulich beleuchtet - dass einem trotz der liebevollen und humorvollen Darstellung das Lächeln oft einzufrieren droht, versteht sich dabei von selbst.

Den Sears-Brüdern gelingt das große Kunststück, die Dringlichkeit und Tiefe des Themas so zu verpacken, dass sowohl Kinder wie auch Erwachsene geistig gestärkt, frisch sensibilisiert und bestens unterhalten ihren Alltag fürsorglicher und respektvoller gestalten werden wollen. Schließlich hat der Mega-Mensch ja nicht nur schlechte Angewohnheiten, sondern auch die große Chance, Dinge zum Positiven zu verändern. 

Die absolut fantastischen, detailverliebten Illustrationen in „Unser gigantischer Fußabdruck“ stammen von Tom Sears, dem jüngeren der beiden Brüder - und vielleicht, aber nur vielleicht, sind seine Zeichnungen endlich auch mal positive Beispiele von Resultaten, die durch die pandemiebedingten Umstände hervorgerufen wurden: Zwei Monate bevor die britische Regierung den ersten großen Lockdown veranlasste, verließ Tom seinen Job, um fortan als Freelancer zu arbeiten … ein grauenhaftes Timing, was ihm jedoch rückblickend genug Zeit verschaffte, sich penibel mit dem visuellen Erscheinungsbild des Buches zu beschäftigen. Was für ein Glücksfall für uns alle!

Gründe gibt es also genug mehr über diesen Ausnahmekünstler erfahren zu wollen. Zucker & Zitrone hatte die Gelegenheit, sich Anfang September mit ihm zu unterhalten.

“All Life on Earth“ von Tom Sears

Q
Tom, erzähl doch bitte zu Beginn gleich mal, wie du Illustrator geworden bist. Fiel dir das Zeichnen schon immer leicht, warst du eines dieser Kinder, das nie ohne Stift anzutreffen war?

A
Ich war tatsächlich eines dieser Kids und habe von dem Moment an, als ich einen Stift halten konnte, permanent vor mich hin gekritzelt. In der Grundschule habe ich abenteuerliche Comicstrips namens “Rabbits From Space“ gemalt, die meine Mutter übrigens immer noch unter Verschluss hält, und ich erinnere mich vage daran, meine eigenen “Where’s Wally?“ Wimmelbild-Szenarien gezeichnet zu haben. Später dann habe ich Stunden damit verbracht, Szenen aus “Asterix & Obelix“ und “Ren & Stimpy“ abzuzeichnen … rückblickend war das so etwas wie mein persönlicher Grundkurs, der mich lehrte, wie man Cartoons und Karikaturen angeht.

In der Oberschule hatte ich immer noch großen Spaß am Kunstunterricht … aber für den Besuch einer Kunsthochschule hat es schlussendlich doch nicht genügt. An der Universität habe ich mich dann an Geschichte versucht und sogar meinen Abschluss gemacht. (lacht) Du musst wissen, dass es eine Zeit gab, wo ich tatsächlich dachte, dass ich Anwalt oder zumindest Akademiker werden sollte, wobei ich jedoch rasch feststellen musste, dass ich dafür weder diszipliniert noch smart genug bin. Nach der Uni habe ich dann lange Zeit als Werbetexter gearbeitet und später dann als Zoo Designer. Mit Illustrationen habe ich mich eher immer so nebenbei beschäftigt, es war allein ein Hobby. Um so mehr freut es mich, dass ich mich nun auch professionell darin austoben darf. Im Moment versuche ich mich übrigens erstmals an Ölmalerei - ich war ja nie auf einer Kunsthochschule, bin also Autodidakt, und das impliziert, dass es noch eine ganze Menge gibt, was ich mir noch beibringen muss. 

„Mit Illustrationen habe ich mich immer eher nebenbei beschäftigt, es war allein ein Hobby. Um so mehr freut es mich, dass ich mich nun auch professionell darin austoben darf.“

Q
War es ein zeitintensiver Prozess herauszufinden, welche Art von Utensilien und Techniken die Richtigen für dich sind?

A
Ich würde mich grundsätzlich als Zeichenstift und Papier-Typ beschreiben, das sind die Tools, mit denen ich mich am sichersten fühle. Erst kürzlich habe ich meine Leidenschaft für Tinte entdeckt und benutze seitdem für bestimmte Zeichnungen allein meine geliebte schwarze Winsor & Newton Tinte, Feder oder spezielle Pinsel. Ich mag die Unwiederbringlichkeit des Ganzen, es gibt da keinen zweiten Versuch - wenn man versehentlich auf’s Papier tropft oder etwas verwischt, muss man halt das Beste draus machen. Ich bewundere Illustratoren wie beispielsweise Quentin Blake oder Ronald Searle, die diesen vermeintlich unvollkommenen Tinten-Stil kultiviert haben.

Vor rund fünfzehn Jahren habe ich gelernt, wie man mit Photoshop umgeht und im Zuge dessen viel mit den nahezu unendlichen Möglichkeiten herumexperimentiert, habe exemplarisch Zeichnungen eingescannt und diese dann mit verschiedenen Texturen und Farben gelayert. Doch was ich damals faszinierend fand, interessiert mich heutzutage ehrlich gesagt nicht mehr wirklich … was ich damals gelernt hatte, war mir jedoch enorm hilfreich, als ich Jahre später anfing, mit der ProCreate App auf dem iPad zu arbeiten. Ich benutze ProCreate heutzutage immer noch, insbesondere für Animationen und Auftragsarbeiten, wo ich aufgrund des Budgets nicht über den Luxus verfüge, mich wochenlang in eher traditionellen, analogen Techniken zu verlieren.

Q
Apropos: Wenn man sich deine Arbeiten anschaut, fällt es sofort auf, dass du analoges Arbeiten zu bevorzugen scheinst. Ist dir schnell klar, wie man eine Idee am besten umsetzt … oder passiert da noch recht viel während des eigentlichen Arbeitsprozesses?

A
Ich mag analoge Techniken in der Tat sehr gerne und alle meine Arbeiten starten immer als Entwurf auf dem Papier. Generell sind alle meine Arbeiten von Hand gezeichnet - einige auf Papier, andere digital mit dem Apple Pencil. Ich mag es, mit den Möglichkeiten der digitalen und analogen Welten zu arbeiten, Handskizzen via Computer zu modifizieren, das Ergebnis auszudrucken, um es dann per Hand zu vollenden.

Ich habe normalerweise eine ziemlich klare Vorstellung davon, wie die fertige Arbeit aussehen soll, wenn ich mit einem neuen Projekt starte und oft entscheidet der Faktor Zeit, ob ich digital oder analog arbeite. Wenn es sich zum Beispiel um Animationen dreht, macht es das digitale Arbeiten unendlich einfacher und schneller. Und obwohl ich aus diesen Gründen mittlerweile mehr digital arbeite, bin ich der Meinung, dass analoge Zeichnungen in den meisten Fällen deutlich besser aussehen. Eines Tages würde ich liebend gerne eine epische Graphic Novel allein mit Tinte und Papier umsetzen!

Q
Du schreibst, kreierst Animationen, arbeitest als Creative Director und natürlich als Illustrator. Gibt es einen kreativen Bereich, den du bevorzugst … oder sind diese verschiedenen Bereiche in Deiner Welt sowieso miteinander verbunden und ständig in Bewegung?

A
Ich kann mich diesbezüglich tatsächlich nicht festlegen, da ich genau diese Bereiche permanent zu jonglieren scheine. Ich hatte in der Vergangenheit kurz damit geliebäugelt, mich in einem bestimmten Bereich zu spezialisieren … allerdings wurde ich mir sehr schnell der Tatsache bewusst, dass ich die anderen Betätigungsfelder sofort vermissen würde. Aus meiner Perspektive informieren sich die von dir aufgezählten Bereiche permanent untereinander: Meine Fähigkeiten als Autor helfen bei der Entwicklung von Storyboards und Formulierung von Ideen, die als Illustrator bei der 2D Animation und alle zusammen lassen mich die verschiedenen Möglichkeiten, wie man eine Geschichte erzählen kann, besser erläutern, sobald ich mit beziehungsweise für andere Leute arbeite. Um ehrlich zu sein, mag ich es, ein kreativer Allrounder zu sein, auch wenn ich weiß, dass dies bestimmte Klienten zunächst ein wenig verwirrt. Es passiert schon mal, dass ich erklären muss, warum mein Portfolio mit Tierzeichnungen und Fotos von Zoo-Erlebniswelten gefüllt ist, wenn ich als Texter für einen Job angeheuert werde.

Q
Wie kam es eigentlich dazu, dass du für eine recht lange Zeit bei der Zoological Society of London gearbeitet hast? Und warum bist du schlussendlich von London in den Westen des Landes gezogen… bei den meisten läuft dieser Tapetenwechsel zeitlich eher umgekehrt, oder?

A
(Lacht) Das ist wohl richtig … ist aber auch ein wenig altersabhängig, denke ich. Ich lebte für fünfzehn Jahre in London und arbeitete nach der Uni zunächst als Copywriter in einer Werbeagentur. Eher zufällig stieß ich auf eine Stellenausschreibung der Zooligical Society of London, in der sie einen “Interpretation Developer“ suchten. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was das für ein Job sein soll - aber ich mochte die Vorstellung, ein Büro auf dem Zoogelände zu haben. Und so bewarb ich mich schließlich, ohne mir allzu große Hoffnungen zu machen. Glücklicherweise bekam ich den Job, denn wie sich herausstellte, ist die Arbeit eines “Interpretation Developers“ Wissenswertes über Tiere und deren Artenerhaltung zu recherchieren und aufzuschreiben … vieles davon landet dann auf Thematik-Tafeln vor den jeweiligen Gehegen der Tiere. Schlussendlich blieb ich ganze elf Jahre und während dieser Zeitspanne bekam mein Job nach und nach ein komplett anderes Profil, es ging dann plötzlich Richtung allgemeine kreative Leitung. Da sich die Besucher immer weniger für besagte Tafeln interessierten, wurde nach anderen Möglichkeiten gesucht, essenzielle Informationen über Tiere zu verbreiten - durch Bühnenbilder, Klangräume, Wandgemälde, Kurzfilme, Skulpturen … also über immersive Besuchserlebnisse. 

Zu diesem Zeitpunkt habe ich nur partiell Illustrationen zugesteuert, aber ich habe mit vielen unglaublich talentierten Menschen zusammenarbeiten dürfen und die Möglichkeiten, mich auf andere Art und Weise kreativ auszudrücken, waren fantastisch. Die Jahre dort waren großartig, ich war vollends im Kreativteam integriert … die Entscheidung aufzuhören war aufgrund dessen nicht bloß schwierig, sie machte mir fast ein wenig Angst. Was mich letztlich dazu veranlasst hat, war die Tatsache, dass ich mich nicht für den Rest meines Lebens mit nur einer Sache beruflich beschäftigen wollte. Einige Monate, nachdem ich gekündigt hatte, wurde unser Sohn Otto geboren und meine Freundin und ich beschlossen, nach Stroud in Gloucestershire zu ziehen … sie ist dort aufgewachsen, musst du wissen. Und es ist wirklich wunderschön dort.

Q
Deine Faszination für die Tierwelt, hat sich diese erst während deiner beruflichen Karriere manifestiert oder hattest du diese bereits in jungen Jahren?

A
Wie die meisten Kinder habe auch ich die Tierwelt unfassbar gemocht, als ich noch klein war. Ich war beseelt und unendlich inspiriert. Ich liebte es, Tiere zu zeichnen, Bücher über sie zu lesen und mir haufenweise Dokumentationen anzuschauen. Aber es war mein Job bei der Zoological Society, der mir dieses Thema noch sehr viel näher brachte, der mich erkennen ließ, wie unfassbar interessant und komplex die Natur ist - und wie tragisch es ist, immer mehr von ihr zu verlieren. Ich habe elf Jahre damit zugebracht, mich nonstop über Tausende von verschiedenen Spezies aus der ganzen Welt zu informieren… und um ehrlich zu sein, habe ich fast ein wenig Angst, dass ich all dieses Wissen irgendwann nicht mehr problemlos abrufen kann. So, wie es mit all dem Wissen ist, das man sich über Jahre hinweg in der Schule oder an der Universität aneignet, nur um es dann nahezu ad hoc zu vergessen, sobald man mit diesem Lebensabschnitt durch ist.

Q
Mit deinem Bruder Rob hattest du ja bereits vor „Unser gigantischer Fußabdruck“ schon mehrmals zusammengearbeitet. Wart ihr seit jeher eng miteinander verbunden oder muss man sich das Ganze eher als rein berufliches Verhältnis vorstellen?

A
(Lacht) Wir haben schon immer zusammen an Projekten gearbeitet, ich weiß auch nicht, was uns immer wieder dazu antreibt. Als wir noch weitaus jünger waren, hatten wir eine dieser Sony Handycams und mit dieser haben wir eine Unmenge an komplett absurden Kurzfilmen gedreht. Einer erzählte von einem alten Mann, der eine fast schon ungesunde Obsession für die Molche in seinem Teich hegt … das war alles schon ziemlich schräg. Jahre später, als wir beide ein London lebten, trafen wir uns regelmäßig vor unseren eigentlichen Jobs, um bestimmte Ideen auszuformulieren und voranzutreiben. Wir haben zum Beispiel gute vier Jahre an einem Drehbuch geschrieben - zugegeben eine recht lange Zeit, aber gleichzeitig auch ein tolles Training, wenn es um Recherche und Geschichtsstruktur geht. Glücklicherweise hat uns dieser Arbeitsprozess viel Spaß bereitet, denn das fertige Skript ist nicht wirklich durch’s Dach gegangen … wer weiß, vielleicht werden wir es eines Tages wieder aus der Schublade holen, um es wiederzubeleben. Generell hat es meiner Ansicht nach große Vorteile mit seinem Bruder zusammenzuarbeiten: In den meisten Fällen lacht man über dieselben Dinge und man muss nicht unnötig nett sein - wenn man eine Idee als kompletten Mist einstuft, knurrt man einfach abweisend. 

Q
Erzähl mir doch bitte, wie es zu eurer aktuellen Kollaboration „Unser gigantischer Fußabdruck“ gekommen ist.

A
Der Ausgangspunkt für das Konzept war die Zeichnung eines Riesen, der einen Blauwal am Schwanz hält, als wäre dieser eine Sardine. Wir fragten uns, wie präzise meine Illustration in puncto Größenverhältnis ist, vorausgesetzt des Falles, dass man aus der Masse aller Menschen vorher einen einzigen gigantischen Giganten kneten würde - und aus der aller Blauwale einen einzigen riesigen Wal. Wer von den beiden würde größer sein? Und in welchem Ausmaß?
Es stellte sich heraus, dass die mathematische Formel, die man für diese Art von Berechnung benötigt, kein Hexenwerk ist. Der Gigant, den man aus 8 Milliarden Menschen anfertigen würde, wäre 3 km groß, der Mega-Blauwal ungefähr 600 m lang … doppelt so groß wie die Titanic, aber im Vergleich zu uns dann doch recht klein.

Am Anfang fühlte es sich ziemlich seltsam an, über diese Größenverhältnisse nachzudenken. Aber bald realisierten wir, dass dieser gewaltige, dabei jedoch recht plumpe Mega-Mensch ein interessantes Bild abliefert, um eine Geschichte davon zu erzählen, welche Auswirkungen unser kombiniertes Handeln auf den Planeten hat - im Guten wie im Schlechten. Der Großteil der Illustrationen des Buchs ist übrigens während des Lockdowns entstanden. Glücklicherweise wurde ich gerade mit dem Bau einer kleinen Hütte am Ende unseres Gartens fertig - der perfekte Rückzugsort, um in Ruhe arbeiten zu können. Es war für besagte Zeit ein fast schon magischer Ort, wo man umgeben von einer Elektroheizung und viel guter Musik kurz dem Pandemie-Albtraum entrücken konnte.

Q
Ich kann mir vorstellen, dass das eigentliche Entwickeln der Idee im Vergleich zur nachfolgenden Recherchearbeit eher ein Lacher war …

A
Kann man wohl sagen, der Recherche-Teil hat sich endlos hingezogen … doch glücklicherweise hat Rob den Großteil davon übernommen. Mein Job war es, die zusammengetragenen Statistiken auf unseren überdimensionierten Arbeitsblättern in etwas zu verwandeln, was einerseits dem Erzählfluss der Geschichte zuträglich ist und andererseits die dargelegten Größenverhältnisse anhand interessanter Beispiele umsetzt.

Q
Was mir an eurem Buch besonders gut gefällt, ist das All-Ages Konzept, da es problemlos Eltern genauso zu begeistern versteht wie ihre Kids. Ich habe mich dennoch gefragt, ob es ausufernde Diskussionen darüber gab, wie tief man in Themen wie Klimawandel und Artensterben einsteigt - und wie dystopisch beziehungsweise realistisch man die Ergebnisse präsentiert?

A
Das Projekt wurde tatsächlich mit jedem Tag komplizierter, als wir es uns im Vorfeld ausmalten. Uns war natürlich bewusst, wie dringlich bestimmte Themen wie beispielsweise der Klimawandel sind, und wir konnten nachvollziehen, dass gerade viele junge Leute in großer Sorge über die Folgen sind. Wir mussten uns nun der Frage stellen, wie man es schafft, einerseits nicht so zu tun, als wäre alles tiptop, ohne bei der eigentlichen Zielgruppe Beklemmungen auszulösen. Der adäquate Weg lag für uns darin, auf dem schmalen Grat zwischen den beiden Perspektiven zu tänzeln und eine Story zu entwickeln, die einerseits aufrichtig den Status quo unseres Planeten darstellt, aber das ganze schließlich mit einem anregenden Aufruf zum Empowernment verbindet. Es gibt immer noch Hoffnung, aber der Mega-Mensch muss sich dafür endlich mal zusammenreißen. Einige Leute haben das längst begriffen und nutzen jede sich bietende Gelegenheit, um die Machthabenden zur Verantwortung zu ziehen. Andere, und damit meine ich zum Beispiel die britische Regierung, sind sich für keinen Missgriff zu Schade … vermutlich, weil man persönlich extrem davon profitiert, Großunternehmen machen zu lassen, was sie wollen.

Ich mag jedoch den Gedanken, dass die Leser sich nach der Lektüre unseres Buches inspiriert fühlen und ein Gefühl dafür entwickeln, was wir alles noch erreichen können, wenn wir am selben Strang ziehen. Das Gehirn des Mega-Menschen ist in ständiger Aufruhr, er scheint ständig abgelenkt … und mit unserem Buch wollten wir ihn wieder in die Spur bekommen.

Q
Und was steht als nächstes bei den Brüdern Sears an?

A
Mein Bruder und ich bereiten gerade ein weiteres Buch vor, welches erneut wichtige reale Daten spielerisch via Illustrationen und gutem Storytelling vermitteln möchte … wenn möglich, möchte ich das Projekt jedoch dieses Mal mit größerem Seitenumfang und im Stil einer Graphic Novel umsetzen. Momentan arbeite ich zudem viel als Freelancer an diversen Illustrationen und produziere Animationen für einen amerikanischen Dokumentarfilm, der hoffentlich Anfang nächsten Jahres fertiggestellt wird. Was noch? Richtig, zudem helfe ich gerade einigen Museen bei der inhaltlichen Umsetzung anstehender Ausstellungen und habe gerade ziemlich umfangreiche Artikel für einige Kulturorganisationen geschrieben.

Ich mag meine merkwürdig zusammengestückelte Berufslaufbahn: An einem Tag schreibe ich ein Gedicht, welches in einem Steingarten ausgestellt wird, am darauffolgenden fertige ich Illustrationen für eine Flüchtlingsorganisation an. Klar, manchmal erscheint es schwierig, dass alles aufeinander abzustimmen und gleichrangig zu behandeln … aber dafür wird es definitiv nie langweilig!