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150 Jahre deutscher Geschichte werden in diesem großartig illustrierten Kindersachbuch über ein Haus und die Familien, die darin leben, lebendig dargestellt.
150 Jahre deutscher Geschichte werden in diesem großartig illustrierten Kindersachbuch über ein Haus und die Familien, die darin leben, lebendig dargestellt.
Wer wohnt in einer Altbauwohnung und hat sich schon mal gefragt, wer hier früher wohl gelebt hat? Wenn die Wände doch nur erzählen könnten! Nun endlich wird eine Berliner Altbauwohnung zum Sprechen gebracht!
Die Apothekerfamilie Schwartz zieht 1871 in ihr neues Eigenheim – die Beletage in einem Mehrfamilienhaus in Berlin....
Wer wohnt in einer Altbauwohnung und hat sich schon mal gefragt, wer hier früher wohl gelebt hat? Wenn die Wände doch nur erzählen könnten! Nun endlich wird eine Berliner Altbauwohnung zum Sprechen gebracht!
Die Apothekerfamilie Schwartz zieht 1871 in ihr neues Eigenheim – die Beletage in einem Mehrfamilienhaus in Berlin. Die Nachkommen der Familie wohnen hier bis heute, sie heißen nur nicht mehr Schwartz, sondern Nowak. Und aus der alten Apotheke ist ein Café geworden. Was den Menschen, die in der Zwischenzeit diese typische Berliner Prachtwohnung bewohnten, passiert ist, davon erzählt das Sachbilderbuch „In einem alten Haus in Berlin“ von Kathrin Wolf und Isabel Kreitz.
Es geht vom Großen ins Kleine: Die deutsche Geschichte der letzten 150 Jahre wird in die Geschichte einer Wohnung komprimiert, deren Bewohner sich verändern, so wie das Land sich verändert. Es wird erlebbar, wie politische und gesellschaftliche Vorstellungen, persönliche Schicksale, Beziehungen zu Nachbarn und Freunden, Wünsche, Freuden und Kummer in unmittelbarer Abhängigkeit zu den Umwürfen der Nation standen und stehen. Doch die Autorinnen bewerten den Lebenswandel der Familienmitglieder nicht, die Geschichte spricht für sich selbst und die Leser*innen können ihre eigenen Schlüsse ziehen.
Womöglich gelingt dies, wegen eines geschickten Schachzuges, den die Autorinnen anwenden. Sie lassen die Kinder erzählen. Unbedarft berichten Kinder und Kindeskinder über die seltsamen Zeiten, in denen sie leben und versuchen dabei die merkwürdige Welt der Erwachsenen zu verstehen. Die jeweilige politische Lage, die auf ihr Leben gewaltigen Einfluss hat, wird ohne Hintergedanken beschrieben. So gelingt es, ohne giftige Zwischentöne den jeweiligen Zeitgeist einzufangen: Wie fühlte sich ein Kind im Kaiserreich, während des Ersten Weltkriegs, in der Weimarer Republik, unter Nazis, in den Nachkriegsjahren, im geteilten und wiedervereinigten Deutschland?
Das Beste daran ist sicherlich, dass diese Erzählstrategie das Buch für junge Leser*innen attraktiv macht. Natürlich können sie sich auf diese Weise viel besser mit den Themen identifizieren, als wenn ihnen die Fakten knochentrocken vorgekaut werden. Dabei bietet dieses Buch eine Fülle an Fakten!
Neben großen Wimmelbilder finden sich viele gezeichnete Erinnerungen, die mit wenigen Sprechblasen pointiert über das Familienleben erzählen. Dazu die kindlichen Erlebnisberichte, Erklärtexte zur politischen Lage und Vignetten mit zeitgeschichtlichen Anekdoten. Dieses bunte Angebot macht das Buch zu einem dichten, spannenden und sehr lehrreichen Detektiv-Sachbuch. Immer wieder blättert man zurück zum Familienstammbaum, mit dem das Buch beginnt. (Eine große Hilfestellung, um den Überblick zu bewahren.) Man stellt Bezüge zwischen den Personen, ihrer Lebensgeschichte, ihrem Charakter und dem ihrer Kinder her. Selten war Geschichtsvermittlung so unterhaltsam, persönlich und anschaulich!
- Mia Grau
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